Kritisches Denken im Rechtsystem

In den letzten Wochen befassten wir uns im Deutschunterricht mit dem Thema kritisches Denken. Kritisches Denken ist in vielen Lagen ein sehr nützliches Werkzeug, doch in manchen Situationen ist es absolut notwendig und dessen Fehlen fatal. Wir haben verschiedene kognitive Verzerrungen behandelt, auf die ich im folgenden Text eingehen werde. Ich versuche jeweils direkt die kognitiven Verzerrungen auf die ich stosse in die gelernten Kategorien einzuordnen.

Mir ist aufgefallen, dass kritisches Denken besonders in Berufen zweier Bereiche wichtig ist. Der Erste ist die Erkenntnisgewinnung, beispielsweise in der wissenschaftlichen Forschung. Begeht man dort einen Fehler, gibt es aber oft Personen, die einen direkt darauf hinweisen. Der zweite Bereich sind Berufe mit Machtpositionen. Damit meine ich Berufe, in denen Entscheidungen getroffen werden müssen, die viele andere Personnen betreffen. Solche Berufe sind beispielsweise Politiker, Ärzte, Polizisten und Richter.

Ich beziehe mich nun auf das Rechtssystem, insbesondere Richter, weil ich vor einiger Zeit über den «hungry judge effect» gelesen habe. Dabei handelt es sich um eine Studie, die untersucht hat, welchen Einfluss (Essens-)Pausen auf Urteile hat. Die Studie besagt, dass Richter vor einer Mahlzeit eher dazu neigten, den Status quo beizubehalten, als danach. Diesen Unterschied erklärten sich die Wissenschaftler mit der Erschöpfung der Richter.

Es handelt sich hierbei, laut Wikipedia, um eine kognitive Verzerrung. Ich konnte diesen Effekt leider nicht in eine der Kategorien unseres Skripts einordnen. Andere für Richter gefährliche kognitive Verzerrungen könnten Bestätigungsfehler, selektive Wahrnehmung, Ankereffekt und Attributionsfehler sein.

Kognitive Verzerrungen können jedoch auch andere Beteiligte im Gerichtsaal betreffen, beispielsweise die Zeugen. Zeugenaussagen sind bekanntlich sehr unzuverlässig, da das menschliche Gedächtnis sein eigenes Spiel spielt. Es füllt die Lücken des Vergessenen und fängt an, zu erfindet, überbetont das eine und blendet das andere aus. Dies ist unter dem Namen «recall bias» bekannt und wird auch im Skript erwähnt.

Was jetzt? Wenn unser Rechtsystem auf menschlichen Entscheidungen basiert, die durch Komponenten wie den Hunger des Richters beeinflusst werden, sollten wir es dann einfach sein lassen und künstliche Intelligenz über das Schicksal Krimineller entscheiden lassen? Ich finde das eine sehr interessante Diskussion, die jedoch noch viel zu früh kommt.

Wenn man eine KI, die Rechtsurteile aussprechen soll, mit vergangenen Fällen füttert, dann reproduziert sie unsere kognitiven Verzerrungen. Ich denke es geht noch eine Weile, bis wir eine befriedigende KI haben werden, die uns im Rechtssystem unterstützen kann. Ich finde es jedoch wichtig, dass es beim Unterstützen bleibt. Die KI kann als Werkzeug dienen, dass über die Urteile der Richter drüber schaut und sich meldet, wenn die Gefahr besteht, dass der Richter von kognitiven Verzerrungen beeinflusst wurde. Weiter in der Zukunft kann ich mir sogar vorstellen, dass KI selbst Urteile vorschlagen wird und der Mensch diese dann kontrolliert. Ein komplett von Menschen unabhängiger Prozess wäre mir aber definitiv einen Schritt zu weit.

Das Thema habe ich ausgewählt, weil ich mehr über den hungry judge effect lesen wollte. Als Hilfsmittel habe ich Wikipedia benutzt: https://en.wikipedia.org/wiki/Hungry_judge_effect

Es ging ziemlich schnell, den Text zu schreiben. Ich habe das Wissen vom Deutschunterricht mit dem Wikipedia Artikel kombiniert und einfach angefangen, draufloszuschreiben. Ich bin relativ zufrieden mit dem Text, auch wenn er das Thema aufgrund der Zeit- und Umfangslimiten nur oberflächlich und unvollständig behandelt. Ich finde es ein sehr interessantes Thema. Eine Freundin von mir macht ihre MA über das Verwenden von psychologischen Mitteln bei der Befragung von Zeugen, wahrscheinlich hat mich das unterbewusst auch zu dem Thema gebracht.