Woyzeck: Wie Armut ein Leben bestimmen kann

In unserem Deutschunterricht haben wir das Theaterstück Woyzeck gelesen und sind bei der Analyse u.a. auf die in dem Stück dargestellte Armut eingegangen. Das Thema der Armut zieht sich durch die gesamte Geschichte Woyzeck.  Büchner’s Werk spielt in 1821, als es reichlich weniger soziale Unterstützung gab als heute, aber es sind immer noch viele Parallelen zu der Gegenwart zu finden. Arme, besonders diejenigen, die psychisch krank sind, sind einem traurigen Schicksal ausgeliefert.


Woyzeck’s Leben ist bestimmt durch seine Armut. Er befindet sich in einem ewigen Überlebenskampf, dessen Ursache und Auswirkung die Armut ist. Die Kontrolle, die die Armut über Woyzeck’s Leben hat, sieht man schon in der ersten Szene meiner Ausgabe, “Beim Hauptmann”. Woyzeck rasiert den Hauptmann, seinen Vorgesetzten, der neunmalklug über die Moral spricht. Dabei, so stellt sich für den Leser schnell heraus, hat der Hauptmann selbst keine Ahnung, was die Moral eigentlich ist. Er deutet darauf hin, dass Woyzeck nicht moralisch sei, weil er ein uneheliches Kind habe. Was ihm dabei nicht bewusst ist, woran er vielleicht nicht einmal gedacht hat, ist, dass Woyzeck und Marie schlichtwegs das Geld für eine Hochzeit fehlt. Woyzeck kann seine Familie knapp über Wasser halten mit mehreren Jobs, die er gleichzeitig hat. Deshalb entgegnet Woyzeck dem Hauptmann:

“Ich wollt schon tugendhaft sein. Es muss was Schönes sein um die Tugend, Herr Hauptmann. Aber ich bin ein armer Kerl.”

Seite 6, Woyzeck

Die Szene zeigt Woyzecks Position in der Gesellschaft und seine Probleme in der Geschichte. Woyzeck, ein armer, schizophren kranker Mann, hat nicht viel und muss konstant um sein überleben kämpfen, wenn andere sich seine Probleme nicht einmal vorstellen können. Ich werde mir überlegen, wieso es zu der Armut kam, welche Konsequenzen die Armut auf sein Leben hat und gleichzeitig versuchen, die Probleme des Theaterstücks von 1836 auf die Gegenwart zu projizieren.

Mögliche Ursachen

Es stellt sich die Frage, wie es zu Woyzecks (oder anderen Personen in ähnlichen Situationen) Armut kommt und wieso er es aus seiner niedrigen sozialen Position nicht heraus schafft. Es gibt sehr viele Gründe, wieso Armut jemanden betreffen kann. Sehr oft wird man als Kind schon in eine arme Familien geboren. Oft bekommen die Kinder schlechte Chancen auf eine gute Ausbildung oder das Geld für eine solche fehlt schlichtweg. Und auch wenn sie die Chance bekommen, gibt es viele Faktoren, wieso sich Kinder aus ärmeren Haushältern gegen eine gute Ausbildung entscheiden müssen wie z.B. fehlende Unterstützung von den Eltern beim Lernen, fehlende ruhige Lernplätze etc.

Eine psychische Krankheit kann leider auch die Ursache für Armut sein. Psychische Krankheiten wie Schizophrenie erschweren den Alltag in allen Bereichen. Es ist sehr schwierig, mit einer psychischen Krankheit in die Schule bzw. zur Arbeit zu gehen. Ich kenne mehrere Personen mit Schizophrenie und keine von ihnen ist arbeitsfähig, weswegen mich der (natürliche fiktionale) Charakter von Büchner in dieser Hinsicht sehr beeindruckt. Aber zu dieser Zeit war es natürlich auch keine Option, arbeitslos zu sein und Sozialhilfe oder IV zu beziehen. Psychische Krankheiten kann also ein Auslöser für Armut sein aber ebenso eine Folge dieser.

Mögliche Folgen

Armut hat viele Folgen. Wie Woyzeck gesagt hat, ist es schwieriger, moralisch zu handeln. In Woyzeck liegt der Fokus auf der richtigen Ausübung der Religion, heutzutage -in meinem Umfeld jedenfalls- zeigt sich das beim Verzichten von billigem, unter schlechten Umständen produziertem Essen und Kleidern. Es gibt viele Leute, die nicht das Privileg haben, sich für Menschenrechte, Tierschutz und Klimawandel bei ihrem Konsum einzusetzen, weil ihnen das Geld dafür fehlt.
Eine weitere Folge von Armut ist Unzufriedenheit seiner selbst und seines Umfelds. Arme leiden oft psychisch unter dem Druck, genügend zum überleben zu verdienen, ihrer Familie ein schönes Leben bieten zu können, von Vorgesetzten und Kunden schlecht behandelt zu werden uvm. Dieser Druck kann, wie schon vorhin erwähnt, die Entwicklung einer psychischen Krankheit, wie Schizophrenie, auch fördern. Ist eine Person schizophren krank kann sie schnell zu einem Aussenseiter der Gesellschaft werden. Umstehende Personen brechen oft den Kontakt mit ihnen ab; aus Selbstschutz und weil es schwierig ist, mit psychisch Kranken umzugehen. Das kann aber zur sozialen Isolation führen, und sie können schnell den Sinn zum leben aus den Augen verlieren, wie am Beispiel von Woyzeck.

Abschliessend kann man sagen, dass Armut ein Menschenleben vollständig bestimmen kann. In einer Gesellschaft, in der konstant verglichen wird, was und wie viel man konsumiert, ist es besonders unangenehm, zur unteren Schicht zu gehören. In der Schweiz können wir glücklicherweise für alle einen gewissen Lebensstandard garantieren dank Ergänzungsleistungen und Sozialhilfe. Weltweit ist starke Armut jedoch noch sehr präsent. Es gibt viele Arbeiter, die bis zum umfallen Produkte für uns produzieren müssen, damit ihre Familien genügend zu essen haben. Viele von ihnen leiden sicher unter schweren psychischen Krankheiten und haben ein ähnliches Schicksal wie Woyzeck.

Ich bin ein wenig unzufrieden mit meinem Text. Ich habe viele Gedanken zu dem Thema aber konnte sie nicht schön ordnen. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mir die Hauptpunkte wahrscheinlich notieren und neu umsortieren und den ganzen Text neu schreiben. Aber was ich inhaltlich gesagt habe, ist gut. Es war sehr wichtig, den Text noch einmal durchzulesen und viele Sätze umzuformulieren, weil ich beim ersten Entwurf meine Gedanken notiert habe, ohne sie für den Leser verständlich zu formulieren. Für den Zeitrahmen ist der Text in Ordnung.

Für den Text habe ich keine Hilfsmittel und keine Quellen verwendet. Meine Schreibmethode war es, über das Thema gründlich nachzudenken, einige Gedanken, die ich integrieren wollte, zu notieren und dann einfach draufloszuschreiben.